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Amblyopie-IGeL



Liebe Eltern,

die Augen Ihrer Kinder sind unser Anliegen. Statistisch gesehen findet sich bei jedem 20. von uns eine einseitige Sehschwäche, also gar nicht so selten. Bei frühzeitiger Entdeckung im Kindesalter können weit über 90 % dieser Sehschwächen erfolgreich behandelt werden.

Aus diesem Grunde gibt es beim Kinderarzt Vorsorgeuntersuchungen, bei denen die Sehschärfe getestet wird. Leider hat sich herausgestellt, dass trotz dieser Untersuchungen noch viele Sehschwächen unentdeckt bleiben, z.B. weil die Kinder nicht zu den Untersuchungen gebracht werden oder weil sie bei den Tests nicht optimal mitmachen. Eine verlässliche Sehschärfenprüfung gelingt nämlich oftmals erst ab dem vierten Lebensjahr, manchmal noch später. Augenärzte können schon im ersten Lebensjahr der Kinder mit objektiven Untersuchungen feststellen, ob ein Kind mit großer Wahrscheinlichkeit gut sehen kann, oder ob es eine Anlage zur Sehschwäche (Amblyopie) hat, selbst wenn noch keine Sehschärfen-Testung möglich ist. Augen- und Kinderärzte empfehlen deswegen eine augenärztliche Untersuchung nach Dringlichkeit gestaffelt:

... sofort

bei sichtbaren Auffälligkeiten der Augen, wie z. B. Augenzittern, Hornhauttrübungen, grau-weißlichen Pupillen, großen lichtscheuen Augen oder bei Lidveränderungen, hier besonders Hängelidern, die die Pupille verdecken, oder falls Sie sich nicht sicher sind.

... mit 6 bis 12 Monaten


bei erhöhtem Risiko für Schielen oder für Fehlsichtigkeiten (optische Brechungsfehler) oder für erbliche Augenerkrankungen. Das liegt z. B. vor bei Frühgeburten, Kindern mit Entwicklungsrückstand, Geschwistern oder Kindern von Schielern und stark Fehlsichtigen (besonders Übersichtigen), sowie bei Kindern aus Familien mit bekannten erblichen Augenerkrankungen.

... mit 30 bis 42 Monaten

Alle übrigen, auch unverdächtigen Kinder zur frühzeitigen Entdeckung eines kleinwinkligen Schielens oder von optischen Brechungsfehlern.

Was ist eine Amblyopie?

Es handelt sich um eine Funktionsstörung in Form einer Sehschärfenminderung von Augen, die als Organ gesund sind. Sie tritt meist einseitig bei Augenpaaren auf, von denen ein Auge einen optischen Fehler (Kurz-, Über- oder Stabsichtigkeit) aufweist oder seltener beidseitig, wenn in beiden Augen der Fehler sehr stark ist. Sehr häufig findet sich eine Amblyopie beim Schielen (in ca. 70 % der Fälle), wenn immer nur ein Auge von der Geradeaus-Richtung abweicht und es am scharfen Sehen nicht teilnimmt. Amblyopien gibt es darüberhinaus im Zusammenhang mit Erkrankungen des Auges wie Grauer oder Grüner Star, Missbildungen, Netzhautnarben usw.

Je früher eine Amblyopie erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Erfolgs-aussichten. Bei rechtzeitiger Therapie kann in über 90 % der Amblyopien die Sehschärfe soweit normalisiert werden, dass man mit diesen Augen flüssig lesen und sogar Autofahren kann. Die Amblyopiebehandlung ist gewissermaßen eine Versicherung gegen den Verlust der Lesefähigkeit und damit gegen den Verlust des Arbeitsplatzes und des Führerscheins, falls im späteren Leben dem besser sehenden Auge etwas zustößt.

Was kann der Augenarzt bei Kindern untersuchen?


Er prüft die Sehschärfe, wenn dies schon möglich ist, untersucht, ob ein Schielen vorliegt und wie gut die Augen zusammenarbeiten. Der Augenarzt kann schon in einem Alter, bevor eine Sehschärfenprüfung möglich ist, feststellen, ob aus irgendeinem Grund bei einem Auge eine schlechte Sehschärfe (Amblyopie) vermutet werden muss. Einige optische Fehler lassen sich schon bei enger Pupille entdecken, viel genauer ist aber die Messung des optischen Brechungszustandes der Augen (Objektive Refraktometrie mit erweiterten Pupillen), eine Untersuchung die wegen der Tropfengabe nur der Augenarzt durchführen darf. Dabei untersucht er auch alle Augenabschnitte genau auf Erkrankungen oder Fehlbildungen, die eine normale Sehschärfenentwicklung verhindern.

Wer trägt die Kosten?


Im Gegensatz zu den Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt, gehört die Früherkennung der Amblyopie beim Augenarzt leider nicht zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen, wenn kein Befund oder Symptom auf diese Krankheit hinweist, bzw. einen begründeten Krankheitsverdacht vorliegt. Als Eltern bezahlen Sie dafür privat ein maßvolles Honorar an den Augenarzt, falls Sie diese Untersuchung für Ihr Kind wünschen.

Welche Informationen kann der Augenarzt Ihnen nach der Untersuchung geben?


Die Amblyopie-Vorsorge erfasst alle organischen und optischen Fehler und überprüft die beidäugige Zusammenarbeit. Die Untersuchungen ermöglichen dem Augenarzt eine Voraussage über die wahrscheinliche Sehentwicklung bis zum Pubertätsalter. Er kann Ihnen also sagen, ob es Belastungen des Sehvermögens durch optische Fehler oder Störungen der beidäugigen Zusammenarbeit gibt oder nicht. Nach der Untersuchung des Augenhintergrundes bei erweiterter Pupille kann er Ihnen mit großer Sicherheit sagen, ob die Augen als Organ gesund sind.

Alles in allem kann der Augenarzt Sie nach den Untersuchungen genau darüber informieren, ob z. B. eine Brille getragen werden muss oder eine andere Behandlung - evtl. auch zusätzlich zu einer Brille - erforderlich ist oder nicht.

Ergeben die Vorsorge-Untersuchungen einen krankhaften Befund, werden alle weiteren Untersuchungen und die Behandlung von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.

Verschaffen Sie sich Gewissheit, dass mit den Augen Ihrer Kinder alles in Ordnung ist. Verhindern Sie, so weit wie möglich, durch die Früherkennung und Behandlung beim Augenarzt eine lebenslange Sehschwäche bei Ihrem Kind.

Haben Sie weitere Fragen? Wir beantworten sie gern.


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