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Diabetisches Retinopathie

Patienteninformationen der Deutschen Ophthalmologischen  Gesellschaft


Diabetes und Auge

Zuckerkrankheit (Diabetes  mellitus) beruht auf einer Funktionsstörung der Bauchspeicheldrüse. Man unterscheidet zwei Haupttypen dieser Krankheit. Bei dem bereits in der Jugend auftretenden Typ-I-Diabetes erzeugt die Bauchspeicheldrüse zu wenig  Insulin. Der Typ-II-Diabetes dagegen beginnt meist erst im höheren  Lebensalter. In diesem Fall kann die Insulin-Produktion durchaus  ausreichend sein, aber der Körper ist nicht in der Lage, das Insulin zu verwerten.

Infolge dieser Stoffwechselkrankheit verändern sich im Verlauf von etwa 5 Jahren die kleinsten Blutgefäße im gesamten Organismus. Dadurch entstehen die gefürchteten Spätkomplikationen, wie Nierenschäden bis zum völligen Versagen, Schädigungen der Nerven, vorzeitige Arterienverkalkung. Auch heilen Wunden schlechter, und viele Diabetiker leiden unter „offenen" Beinen. Durch Veränderungen an den größeren Herzkranzgefäßen treten oft erhebliche Herz-Kreislauf-Probleme auf. Am Auge bewirkt der Diabetes eine Erkrankung der Netzhaut, die man als diabetische Retinopathie bezeichnet.


Diabetische Retinopathie - eine verhängnisvolle Augenkrankheit


Sie entsteht, weil sich  die Gefäße der Netzhaut (Retina) verändern. Einerseits treten Gefäßverschlüsse auf, andererseits aber auch Aussackungen der kleinen  Kapillaren. Im weiteren Verlauf bilden sich krankhaft neue Gefäße, die aus  der Netzhaut in den Glaskörper wuchern. In diesem Stadium der diabetischen  Retinopathie ist das Sehvermögen bereits stark gefährdet. Aus den krankhaften Gefäßwucherungen treten Blutungen in den Glaskörper ein, die  die Sehachse verlegen. Gleichzeitig können sich Stränge bilden, die wie „Zugseile" die Netzhaut von ihrer Unterlage, der sie ernährenden Aderhaut ablösen. Diese Form der diabetischen Netzhauterkrankung bezeichnet man als  proliferative diabetische Vitreo-Retinopathie. Wird ihrer Entwicklung nicht Einhalt geboten, führt sie unweigerlich zur Erblindung.

Dem  Patienten bleiben die Veränderungen, die sein Sehvermögen zerstören, lange  Zeit verborgen. Damit aber die Netzhautschäden so früh wie möglich behandelt werden können, ist es so wichtig, daß jeder Diabetiker gleich zu Beginn seiner Krankheit und dann regelmäßig zum Augenarzt geht. Die  Untersuchung, die erforderlich ist, um eine diabetische Retinopathie festzustellen, ihre Erscheinungsform und ihr Stadium, ist für den  Patienten in keiner Weise belastend, wie folgende Abbildung zeigt.
Ophthalmoskopische Untersuchung  

Im wesentlichen  unterscheidet man folgende Formen der Augenbeteiligung:

1. Die Augenhintergrund-Retinopathie
in ihrer milden, mäßigen oder  schweren Ausprägung, bei der sich die Gefäßveränderungen auf die Netzhaut beschränken.


2. Die noch schwerer wiegende fortgeschrittene proliferative Vitreo-Retinopathie
mit ihren Gefäßwucherungen und Einblutungen in den Glaskörper und darüber hinaus, unabhängig von den  beiden beschriebenen Veränderungen, die diabetische Makulopathie, d. h.  die Bedrohung der Stelle des schärfsten Sehens in der Netzhautmitte mit Verfall der zentralen Sehzellen.


Diabetes und Auge - ein  vielschichtiges Problem

Gerade in der Einstellungsphase mit  Insulin können erhebliche Schwankungen der Sehschärfe auftreten, z. B. in  Form einer vorübergehenden Kurzsichtigkeit. Daher ist es ratsam, während  dieser Zeit auf das Autofahren zu verzichten.
Grundsätzlich gilt:  Besondere Aufmerksamkeit den Augen!

Behandlung der diabetischen Retinopathie

Je früher Gefäßveränderungen durch den Augenarzt erkannt und behandelt werden, desto sanfter kann die Behandlung sein.

In den noch nicht allzu fortgeschrittenen Stadien  der diabetischen Retinopathie ist es heute möglich, durch die praktisch  schmerzfreie Laserkoagulation das weitere Fortschreiten der Gefäßveränderung zu verhindern.

 Laserkoagulation

Bei schwererwiegenden Formen kann  dank der Fortschritte in der Netzhaut-Glaskörper-Chirurgie eine aufwendige Operation (Vitrektomie) diese Augen meist noch vor der völligen Erblindung bewahren.

Schema-Zeichnung der Vitrektomie

Vorbeugen durch  Früherkennung

Da die Veränderungen der Netzhautgefäße bereits  sehr weit fortgeschritten sind, wenn sich für den Patienten die ersten Sehverschlechterungen bemerkbar machen, kann die Gefahr der Erblindung nur dadurch abgewendet werden, daß die diabetische Retinopathie gleich zu  Beginn erkannt und rechtzeitig behandelt wird. Bei einer Feststellung der Sehschärfe allein - wie z.B. anläßlich einer Brillenbestimmung üblich -,  kann eine diabetische Retinopathie weder aufgedeckt, geschweige denn  ausgeschlossen werden, zumal die diabetischen Augenhintergrund-Veränderungen nicht nur an der Stelle des schärfsten  Sehens beginnen.

Die Empfehlungen der „Initiativgruppe zur  Früherkennung diabetischer Augenerkrankungen", der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft und des Berufsverbandes der Augenärzte lauten daher:

  • Unmittelbar nach Feststellung des Diabetes mellitus sollte sowohl  bei Typ-l als auch bei Typ-II -Diabetikern eine augenärztliche Untersuchung erfolgen. Diese sofortige Maßnahme ist umso wichtiger, als oftmals nicht bekannt ist, wie lange die diabetische Stoffwechselerkrankung bereits besteht.
  • Vor Auftreten diabetischer Augenhintergrund-Veränderungen sind augenärztliche Kontroll -Untersuchungen unter Weitstellung der Pupille mindestens einmal jährlich erforderlich.
  • Sind bereits Veränderungen der Netzhautgefäße entstanden, müssen die Patienten in wesentlich kürzeren Abständen augenärztlich untersucht  werden - je nach Stadium der Erkrankung alle 3 bis 6 Monate.
Fortschrittliche therapeutische Verfahren stehen heute zur Rettung des Augenlichtes zur Verfügung. Doch nur durch Früherkennung  diabetischer Veränderungen am Auge kann einer Erblindung mit großer Erfolgsaussicht vorgebeugt werden.

Ihr Augenarzt wird alle Möglichkeiten der  modernen Augenheilkunde einsetzen, Ihr Sehvermögen zu erhalten .
Helfen Sie Ihrem Augenarzt, indem Sie seine Hilfe rechtzeitig und regelmäßig in Anspruch nehmen.



Kontaktadresse:
„Initiativgruppe zur Früherkennung diabetischer Augenerkrankungen" (IFdA)
Robert-Koch-Str. 4, 35033  Marburg


Herausgeber:
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG), Berliner Str. 14, 69120 Heidelberg
Berufsverband  der Augenärzte Deutschlands (BVA), Postfach 110144, 40501 Düsseldorf



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