Bindehautentzündungen
Patienteninformationen der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft
Es gibt zwei gewichtige Gründe, bei jedem Verdacht auf Bindehautentzündungen den Augenarzt aufzusuchen:
- die Beschwerden, die zu der Vermutung führen, man habe eine Bindehautentzündug, können ebenso ein äußeres Warnzeichen für eine andere schwerwiegende Augenkrankheit sein.
- Wenn es sich wirklich "nur" um eine Konjunktivitis handelt, muß erst einmal festgestellt werden, wodurch sie ausgelöst wurde, bevor an eine Therapie zu denken ist. Denn Bindehautentzündungen können sehr viele ganz verschiedene Ursachen haben, und dementsprechend unterschiedlich sind die Behandlungsmaßnahmen.
Was ist eigentlich eine Konjunktivitis?
Konjunktivitis - die mit Abstand am häufigsten auftretende Augenerkrankung - bedeutet, daß die Bindehaut auf einen Entzündungsreiz mit vermehrter Blutfülle (rotes Auge) sowie mit Absonderungen von Eiweißstoffen und weißen Blutkörperchen aus den Gefäßen reagiert.
Der auslösende Entzündungsreiz trifft die Bindhaut bei der eigentlichen Konjunktivitis überwiegend aus der Umwelt; aber auch Reize aus der Lederhaut, der Hornhaut, der Regenbogenhaut und aus den Lidern führen zu einer Bindehautentzündung. Nur der Augenarzt kann die vergleichsweise harmlose Entzündungen, die sich auf die Bindehaut konzentrieren, von Rötungen der Bindehaut unterscheiden, die ein Warnzeichen für eine schwerwiegende Augenerkrankung sind.
Welche Symptome können auf eine Konjunktivitis hinweisen?
Die subjektiven Beschwerden äußern sich in Augenbrennen, Jucken, Kratzen, Fremdkörpergefühl - etwa wie Sandkörner, die bei jedem Lidschlag reiben. Oft sind morgens die Lider verklebt. Durch Schleimfäden und Sekret auf der Hornhaut kommt es gelegentlich auch zu geringfügigen Sehstörungen, die aber mit der Reinigung des Auges verschwinden. Objektive, für den Laien sichtbare Zeichen, sind Schwellungen der Bindehaut - manchmal auch der Lider - und eventuell die wässrigen, schleimigen oder eitrigen Absonderungen, die das morgendliche Verkleben bewirken.
Das auffälligste Merkmal, die stärkere Rötung des Auges, sollte nie dazu verleiten, ausschließlich an eine Bindehautenzündung zu denken; denn das "Rote Auge" ist Warnzeichen vieler Augenerkrankungen.
Welche anderen Augenerkrankungen können sich hinter Konjunktivitis-Symptomen verbergen?
Hornhautverletzungen, die der Betroffene u.U. gar nicht wahrgenommen hat, z.B. wenn ein Fremdkörper keine Schmerzen verursacht, sehen Laien sehr häufig als harmlose Bindehautentzündungen an. Auch bei einem akuten Glaukomanfall - einer plötzlichen Steigerung des Augeninnendrucks - denken manche Patienten zunächst an Konjunktivitis. Dieser besonders verhängnisvolle Irrtum kann sie das Sehvermögen kosten, weil es nur durch sofortige augenärztliche Behandlung zu retten ist.
Hauptsächlich aber sind es Entzündungsprozesse in anderen Bereichen des Auges, die bei der Eigendiagnose sehr leicht mit Reizungen der Bindehaut verwechselt werden, z.B. Infektionen der Hornhaut , der Regenbogenhaut, der Lederhautoberfläche oder ihrer tieferen Schichten, der Augenmuskel, des den Augapfel umgebenden Bindegewebes oder auch der Augenlider.
Warnzeichen, die dem Betroffenen signalisieren, daß er nicht allein an einer Bindehautentzündung leidet, sondern mit Wahrscheinlichkeit an einer ernsthaften Augenerkrankung: deutliche Sehverschlechterung, tiefer liegende Augenschmerzen, einseitige Pupillen-Veränderung, sektorförmige Rötung der Bindehaut. Jedes einzelne dieser Symptome ist ein Alarmsignal keine Zeit zu verlieren und sofort den Augenarzt aufzusuchen.
Welche Ursachen kann eine Bindehautentzündung haben?
- Infektionen, hervorgerufen durch Bakterien, Viren oder Pilze
- physikalische oder chemische Einwirkung: z.B. Fremdkörper, Strahlen, ätzende Substanzen
- Allergien, z.B. "Heuschnupfen"
- infektiöse Allgemeinerkrankungen
- schwerwiegende Augenerkrankungen - bei Entzündungen der Hornhaut Regenbogenhaut und Lederhaut entzündet sich die Bindehaut mit, und so ist die Konjunktivitis ein Warnsignal!
- Überempfindlichkeit gegen Umweltreize (Staub, Rauch, Zugluft, grelles Sonnenlicht)
- "Physiologische Konjunktivitis"
- unkorrigierte bzw. nicht ausreichen korrigierte Brechungsfehler oder Störungen des Augenmuskelgleichgewichts
Die subjektiven und die für den Laien erkennbaren objektiven Symptome sind bei allen Erscheinungsformen der Bindehautentzündung gleich oder sehr ähnlich, so daß sie allein keinen Aufschluß über die jeweilige Ursache geben.
Die häufigsten Formen der Konjunktivitis und ihre Behandlung
Bindehautentzündungen durch Infektionen mit Bakterien oder Pilzen
Akute Bindehautentzündungen durch Bakterien oder Pilze sind heute relativ selten geworden. Ihre Bekämpfung gelingt meist mit Breitband-Antibiotika. Bei der weniger rasch bis chronisch verlaufenden Infektion mit Chlamydien - das sind sehr kleine, sich nur innerhalb lebender Zellen vermehrenden Bakterien , die sich nicht nur in der Bindehaut sondern in allen Schleimhäuten aufhalten - muß nicht nur der Erkrankte, sondern auch sein Partner, zu dem er intime Kontakte pflegt, mitbehandelt werden, damit die Infektionskette unterbrochen wird. Die Therapie ist konsequent und über mindestens 3 Wochen durchzuführen, denn nur unter dieser Voraussetzung kann die chronische Bindehautentzündung mit den Riesenfollikeln (Ansammlung von weißen Blutkörperchen) abheilen. Das ist auch deshalb wichtig, weil bei Verschleppen dieser Erkrankung Dauerschäden der Hornhaut und der Innenseite des Oberlids drohen.
Chlamydien-Konjunktivitis
Bindehautentzündungen durch Virusinfektionen
Adenovirus-Konjunktivitis
Erkrankte Kinder müssen von anderen ferngehalten werden, bis der Augenarzt den Kindergarten- bzw. Schulbesuch wieder erlaubt.
Auch in der Augenarztpraxis erfordert jeder Verdacht auf "Epidemica" besondere Sicherheitsvorkehrungen . So wird der Patient sofort von den anderen Patienten abgesondert und möglichst bald vom Augenarzt angesehen. Der Augenarzt beschränkt sich darauf, die störenden Symptome wie Juckreiz, Brennen u.s.w ., zu lindern. Eine spezifische Therapie gegen Adenoviren gibt es leider zur Zeit noch nicht. Trotzdem ist es unerläßlich, den Augenarzt bei Verdacht auf eine infektiöse Bindehautentzündung aufzusuchen, denn auch eine schwere Herpesentzündung der Hornhaut, die Keratitis dendritica, kündigt sich zunächst als Konjunktivitis an. Wer in diesem Fall zur Selbstbehandlung schreitet oder gar kortisonhaltige Augenmedikamente verwendet, bringt seine Augen in große Gefahr.
Allergische Konjunktivitis
Auch in der Augenarztpraxis erfordert jeder Verdacht auf "Epidemica" besondere Sicherheitsvorkehrungen . So wird der Patient sofort von den anderen Patienten abgesondert und möglichst bald vom Augenarzt angesehen. Der Augenarzt beschränkt sich darauf, die störenden Symptome wie Juckreiz, Brennen u.s.w ., zu lindern. Eine spezifische Therapie gegen Adenoviren gibt es leider zur Zeit noch nicht. Trotzdem ist es unerläßlich, den Augenarzt bei Verdacht auf eine infektiöse Bindehautentzündung aufzusuchen, denn auch eine schwere Herpesentzündung der Hornhaut, die Keratitis dendritica, kündigt sich zunächst als Konjunktivitis an. Wer in diesem Fall zur Selbstbehandlung schreitet oder gar kortisonhaltige Augenmedikamente verwendet, bringt seine Augen in große Gefahr.
Allergische Konjunktivitis
Zu den bekanntesten Formen allergischer Bindehautentzündung zählen Heuschnupfen-Konjunktivitis, Frühjahrs-Konjunktivitis und die Konjunktivitis bei endogenen Hautexzemen, also solchen, die nicht auf äußere Einflüsse zurückzuführen sind. In allen Fällen handelt es sich um langwierige Entzündungen, die aber mit modernen Behandlungsmethoden sowie mit Disziplin und Konsequenz seitens des Patienten durchweg befriedigendbeherrscht werden können. Während bei der Heuschnupfen-Konjunktivitis die Zusammenarbeit mit einem Allergologen zur evtl. Desensibilisierung sinnvoll ist, hat eine solche Maßnahme bei der Frühjahrs-Konjunktivitis und bei der Konjunktivitis der Ekzematiker erfahrungsgemäß keine Erfolgsaussicht. Die therapeutische Kunst des Augenarztes besteht bei diesen letztgenannten, eher chronischen Bindehautentzündungen darin, den Patienten mit einem Minimum an wirksamer Therapie beschwerdefrei zu halten, ohne unerwünschte Nebenwirkungen zu riskieren. Der Patient sollte verstehen, daß es sich bei dieser Erkrankungsgruppe um sogenannte konstitutionelle Leiden handelt, die theapeutisch wirksam gemildert, aber nicht vollständig ausgeheilt werden können, da die Veranlagerung ererbt und unveränderlich ist.
Frühjahrs-Konjunktivitis
Reizkonjunktivitis
Medikamentbedingte Bindehautentzündungen
Hier hilft nur das Weglassen der Augentropfen oder -salbe, die einen Bestandteil enthalten, der bei dem Patienten eine Allergie hervorruft. Durch bestimmte Testverfahren kann der Allergologe das verantwortliche Allergen ermitteln. Er stellt einen Allergie-Paß aus, den der Patient seinem Augenarzt vorlegt. Dank der Vielzahl der zur Verfügung stehenden Medikamente kann der Augenarzt dann ein Präparat verschreiben, das die gleiche Wirkung, aber eine für den Patienten verträgliche Zusammensetzung hat. Vermeidbar, und deshalb für Patient und Augenarzt ärgerlich, ist hingegen die Konjunktivitis, die durch längereren Gebrauch gefäßverengender Augentropfen verursacht wird. Sehr viele dieser, als Konjunktivitismittel rezeptfrei angebotenen Präparate,.enthalten derartige Stoffe (Vasoconstrictiva). Zwar sind sie bei kurzfristiger Anwendung meist harmlos; benutzt man sie aber über längere Zeit, so kommt es nach Abklingen der gefäßverengenden Wirkung zu einer immer stärker werdenden reaktiven Durchblutungsfülle der Bindehautgefäße - also einer starken Rötung, die wiederum zu noch häufigerem Gebrauch solcher Tropfen verleitet. Diesem Teufelskreis entrinnt man nur durch konsequentes ersatzloses Weglassen aller gefäßverengender Mittel. Der Patient muß akzeptieren, daß die Bindehäute viele Wochen verstärkt gerötet bleiben, bis sich die Gefäße an den Entzug der Vasoconstrictiva gewöhnt haben und sich allmählich wieder normalisieren.
"Physiologische" Konjunktivitis
Konjunktivitis bei Brechungs- oder Stellungsfehlern der Augen
Ihm kann mit einer Brille ebenso geholfen werden, wie jenem Patieten, bei den der Augenarzt einen verborgenen Stellungsfehler, ein sogenanntes latentes Schielen, aufdeckt.
Die wichtigsten Gebote für den Umgang mit Augenpräparaten:
- Niemals ein Medikament mitbenutzen, das einem Angehörigen verordnet wurde, selbst dann nicht, wenn es scheinbar um die gleichen Symptome geht.
- Keine Tropfen oder Salben über die vorgeschriebene Behandlungsdauer hinaus aufheben.
- Verschreibungspflichtige Augenmedikamente grundätzlich nicht ohne Wissen des Augenarztes anwenden.
- Nicht ohne Risiken sind kortisonhaltige Mittel. Wenn sie für die Therapie erforderlich sind, müssen regelmäßige augenärztliche Kontroll-Untersuchungen durchgeführt werden.
- "Freiverkäuflich" bedeutet nicht, daß solche Augentropfen und -salben harmlos sind. Sie können den Krankheitszustand verschlimmern oder durch Symptom-Beseitigung verhindern, daß eine ernste Krankheitsursache rechtzeitig erkannt wird.
- Das Auge und seine Umgebung sollte nicht mit Kamille behandelt werden. Auch andere Heilkräuter haben oftmals sehr unangenehme Wirkungen.
- Ohne vorherige augenärztliche Diagnose kann jede Behandlung am Auge Schaden anrichten.