Erkrankte Kinder müssen von anderen ferngehalten werden, bis der Augenarzt den Kindergarten- bzw. Schulbesuch wieder erlaubt.
Auch in der Augenarztpraxis erfordert jeder Verdacht auf "Epidemica" besondere Sicherheitsvorkehrungen . So wird der Patient sofort von den anderen Patienten abgesondert und möglichst bald vom Augenarzt angesehen. Der Augenarzt beschränkt sich darauf, die störenden Symptome wie Juckreiz, Brennen u.s.w ., zu lindern. Eine spezifische Therapie gegen Adenoviren gibt es leider zur Zeit noch nicht. Trotzdem ist es unerläßlich, den Augenarzt bei Verdacht auf eine infektiöse Bindehautentzündung aufzusuchen, denn auch eine schwere Herpesentzündung der Hornhaut, die Keratitis dendritica, kündigt sich zunächst als Konjunktivitis an. Wer in diesem Fall zur Selbstbehandlung schreitet oder gar kortisonhaltige Augenmedikamente verwendet, bringt seine Augen in große Gefahr.
Allergische Konjunktivitis
Zu den bekanntesten Formen allergischer Bindehautentzündung zählen Heuschnupfen-Konjunktivitis, Frühjahrs-Konjunktivitis und die Konjunktivitis bei endogenen Hautexzemen, also solchen, die nicht auf äußere Einflüsse zurückzuführen sind. In allen Fällen handelt es sich um langwierige Entzündungen, die aber mit modernen Behandlungsmethoden sowie mit Disziplin und Konsequenz seitens des Patienten durchweg befriedigendbeherrscht werden können. Während bei der Heuschnupfen-Konjunktivitis die Zusammenarbeit mit einem Allergologen zur evtl. Desensibilisierung sinnvoll ist, hat eine solche Maßnahme bei der Frühjahrs-Konjunktivitis und bei der Konjunktivitis der Ekzematiker erfahrungsgemäß keine Erfolgsaussicht. Die therapeutische Kunst des Augenarztes besteht bei diesen letztgenannten, eher chronischen Bindehautentzündungen darin, den Patienten mit einem Minimum an wirksamer Therapie beschwerdefrei zu halten, ohne unerwünschte Nebenwirkungen zu riskieren. Der Patient sollte verstehen, daß es sich bei dieser Erkrankungsgruppe um sogenannte konstitutionelle Leiden handelt, die theapeutisch wirksam gemildert, aber nicht vollständig ausgeheilt werden können, da die Veranlagerung ererbt und unveränderlich ist.
Reizkonjunktivitis
Diese Art der Bindehautenzündung tritt am häufigsten auf. Auslöser sind Umwelteinflüsse wie Rauch, Staub, Zugluft u.s.w. Vor allem Autofahrer leiden oft unter Bindehautreizungen, die sich jedoch vermeiden lassen, wenn sie darauf achten, daß der Strahl des Gebläses nicht auf ihren Kopf gerichtet ist. Eine weitere Ursache können Störungen des Tränenflims sein, der die Augapfeloberfläche und damit auch die Bindehaut vor Umweltreizen schützt. Gerät die Tränenfilm-Zusammensetzung aus dem Gleichgewicht - z .B. bei Anwendung von Augentropfne oder -salben ohne augenärztliche Verordnung - geht seine Schutzfunktion verloren. Kein Wunder also, daß dann die Bindehaut schon auf kleinste Reize mit Enzündungnen reagiert.
Medikamentbedingte Bindehautentzündungen
Hier muß man unterscheiden zwischen vermeidbaren und unvermeidbaren Behandlungsfolgen. Unvermeidbar ist bei manchen Patienten die Entwicklung einer allergischen Reaktion (Kontaktallergie). In der Regel ist dabei nicht nur die Bindehaut entzündet. Das mit den Tränen auf die Lidhaut gelagerte Allergen - die Substanz, die der Körper mit eigenen Abwehrstoffen bekämpft - führt zu einem begleitenden Kontaktekzem der Lider, wodurch der allergische Charakter der Konjunktivitis eindeutig erkennbar wird.
Hier hilft nur das Weglassen der Augentropfen oder -salbe, die einen Bestandteil enthalten, der bei dem Patienten eine Allergie hervorruft. Durch bestimmte Testverfahren kann der Allergologe das verantwortliche Allergen ermitteln. Er stellt einen Allergie-Paß aus, den der Patient seinem Augenarzt vorlegt. Dank der Vielzahl der zur Verfügung stehenden Medikamente kann der Augenarzt dann ein Präparat verschreiben, das die gleiche Wirkung, aber eine für den Patienten verträgliche Zusammensetzung hat. Vermeidbar, und deshalb für Patient und Augenarzt ärgerlich, ist hingegen die Konjunktivitis, die durch längereren Gebrauch gefäßverengender Augentropfen verursacht wird. Sehr viele dieser, als Konjunktivitismittel rezeptfrei angebotenen Präparate,.enthalten derartige Stoffe (Vasoconstrictiva). Zwar sind sie bei kurzfristiger Anwendung meist harmlos; benutzt man sie aber über längere Zeit, so kommt es nach Abklingen der gefäßverengenden Wirkung zu einer immer stärker werdenden reaktiven Durchblutungsfülle der Bindehautgefäße - also einer starken Rötung, die wiederum zu noch häufigerem Gebrauch solcher Tropfen verleitet. Diesem Teufelskreis entrinnt man nur durch konsequentes ersatzloses Weglassen aller gefäßverengender Mittel. Der Patient muß akzeptieren, daß die Bindehäute viele Wochen verstärkt gerötet bleiben, bis sich die Gefäße an den Entzug der Vasoconstrictiva gewöhnt haben und sich allmählich wieder normalisieren.
"Physiologische" Konjunktivitis
Eine "Physiologische", das bedeutet "normale" Bindehautentzündung, ist eine typische Erscheinung bei Kindern und jungen Leuten. Im Laufe des Lebens wird die Bindehaut verschiedenen Erregern und Reizstoffen ausgestzt, ohne jedes Mal im eigentlichen Sinne zu erkranken. Beim erstmaligen Kontakt erfolgt aber nicht selten eine leichte Reaktion in Form von Bildung kleiner Lymphfollikel als Zeichen dafür, daß die immunologische Körperabwehr gegen diese Reize mobilisiert wurde. Einige Menschen bilden aufgrund einer anlagebedingten Besonderheit mehr Lymphfollikel als der Durchschnitt. Solche noch normalen "follikulären Bindehautenzündung" bei Kindern und jungen Erwachsenen müssen deshalb von Bindehautentzündungen mit Krankheitswert unterschieden werden. So wird der Augenarzt bei dieser Form der Konjunktivitis nach Möglichkeit keine Medikamente verordnen, sondern lediglich ihren Verlauf kontrollieren.
Konjunktivitis bei Brechungs- oder Stellungsfehlern der Augen
Es ist durchaus möglich, daß einem Patienten, der sich wegen einer hartnäckigen Lid- und Bindehautentzündung erstmals zum Augenarzt begibt, kein Medikament, sondern eine Brille verordnet wird. Ohne es zu wissen, litt er an einem Brechungsfehler, einer Übersichtigkeit, deren Überwindung ihm auf die Dauer Schmerzen bereitete. Durch unwillkürliches Reiben und Wischen sorgte er selbst dafür, daß die Entzündung erst richtig in Gang kam.
Ihm kann mit einer Brille ebenso geholfen werden, wie jenem Patieten, bei den der Augenarzt einen verborgenen Stellungsfehler, ein sogenanntes latentes Schielen, aufdeckt.
Die wichtigsten Gebote für den Umgang mit Augenpräparaten:
- Niemals ein Medikament mitbenutzen, das einem Angehörigen verordnet wurde, selbst dann nicht, wenn es scheinbar um die gleichen Symptome geht.
- Keine Tropfen oder Salben über die vorgeschriebene Behandlungsdauer hinaus aufheben.
- Verschreibungspflichtige Augenmedikamente grundätzlich nicht ohne Wissen des Augenarztes anwenden.
- Nicht ohne Risiken sind kortisonhaltige Mittel. Wenn sie für die Therapie erforderlich sind, müssen regelmäßige augenärztliche Kontroll-Untersuchungen durchgeführt werden.
- "Freiverkäuflich" bedeutet nicht, daß solche Augentropfen und -salben harmlos sind. Sie können den Krankheitszustand verschlimmern oder durch Symptom-Beseitigung verhindern, daß eine ernste Krankheitsursache rechtzeitig erkannt wird.
- Das Auge und seine Umgebung sollte nicht mit Kamille behandelt werden. Auch andere Heilkräuter haben oftmals sehr unangenehme Wirkungen.
- Ohne vorherige augenärztliche Diagnose kann jede Behandlung am Auge Schaden anrichten.