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Bildschirm-Arbeitsplatz

Patienteninformationen der Deutschen Ophthalmologischen  Gesellschaft


Bildschirm-Arbeitsplatz - eine besondere Belastung für die Augen?

Mit der zunehmenden Bedeutung moderner Technik haben sich in allen Bereichen des Lebens die Anforderungen an unsere Sehschärfe verändert: im Straßenverkehr, im Haushalt und im Berufsleben.  Mechanisierung und Automation von Arbeitsprozessen führen dazu, daß der  Anteil der Arbeitsplätze mit vorwiegend körperlicher Beanspruchung ständig  abnimmt. Gleichzeitig wachsen die Anforderungen an die menschliche  Fähigkeit zur Aufnahme wie auch zur Verarbeitung und Ausgabe von  Informationen. Die Augen tragen dabei die Hauptverantwortung, die allerdings zur Belastung wird, wenn wir nicht für ihre Gesundheit, die  Erhaltung ihrer Sehschärfe und für die jeweils optimalen Sehbedingungen sorgen. Das gilt auch für die Arbeit am Bildschirm.

Um jedoch eine Überanstrengung der Augen zu vermeiden, müssen am Bildschirm-Arbeitsplatz  spezielle Voraussetzungen erfüllt werden. Das gilt sowohl für die  Einrichtung als auch für die Nutzung dieses Arbeitsplatzes.

Der  Ausschuß „Arbeitsmedizin" der Verwaltungsberufsgenossenschaft, dem auch Augenärzte beratend angehören, hat verschiedene Sicherheitsregeln zur  Ergonomie des Bildschirm-Arbeitsplatzes sowie Richtlinien zur  Vorsorgeuntersuchung von Beschäftigten an Bildschirm-Arbeitsplätzen („Grundsatz G 37") erlassen, die die Bildschirmarbeitsverordnung ergänzen.

Durch Einhaltung dieser Regeln wird ein beschwerdefreies Arbeiten  am Bildschirm ermöglicht.

Machen Sie Gebrauch von der  Möglichkeit, Ihre Augen untersuchen zu lassen, um rechtzeitig Sehfehler zu erkennen und zu behandeln.


Zunehmend gehen selbst kleinere  Unternehmen bis hin zum Ein-Mann-Büro zur Rationalisierung durch  Personal-Computer oder andere mit Bildschirm verbundene Systeme über.  Darum sollte jeder, der eine solche Anschaffung plant, mit den wichtigsten  Richtlinien für den Bildschirm-Arbeitsplatz vertraut sein.

Wie sieht der optimale Bildschirm-Arbeitsplatz aus, und was kann man selber verbessern?

Die  Lichtverhältnisse spielen eine ganz entscheidende Rolle. Eine zu hohe Beleuchtungsstärke erschwert die visuelle Wahrnehmung; bei einer zu niedrigen vermindert sich die Sehschärfe. Tageslicht gilt allgemein für  jeden Arbeitsplatz als optimale Beleuchtung. Für Arbeitsplätze im Fensterbereich kann es aber unter Umständen zu hell sein. In diesem Fall helfen Vorhänge oder Jalousien. Ungeeignet jedoch sind Vorhänge in kräftigen Farben.

Um die erforderliche Beleuchtungsstärke zu erreichen - der Idealwert liegt im Bereich zwischen 400 und 600 Lux -, kann man in der Regel auf Kunstlicht nicht verzichten. Farbige Leuchtkörper sind grundsätzlich zu vermeiden, ebenso „nackte"  Leuchtstoffröhren, die Blendeffekte hervorrufen. Sofern die Leuchten nicht  in die Decke eingelassen sind, sollten sie längs zur Blickrichtung installiert sein. Besonders bewährt haben sich Prismen- und  Rasterleuchten, da sie unter anderem auch für gleichmäßige Lichtverteilung  sorgen.

Häufig sind Reflexe auf dem Bildschirm Ursache für Beschwerden. Sie entstehen zum Beispiel durch ein hinter dem Mitarbeiter liegendes Fenster, das sich zwangsläufig auf der Bildschirmfläche  spiegelt. Auch sehr helle Wände und Möbeloberflächen können Spiegelungen  hervorrufen, die sich störend auswirken.

Um übermäßige  Kontrastsprünge zu vermeiden, sollten Wände und Möbel im Bereich des  Arbeitsplatzes einen mittleren Reflexionsfaktor (zum Beispiel Beige)  haben. Auf dem Bildschirm haben auch kleinste Reflexe große Bedeutung, weil man unbewußt die Körperhaltung einnimmt, durch die man ihnen am besten ausweichen kann. Aus einer dadurch bedingten ständigen Fehlhaltung  können Muskelverspannungen resultieren, die zu Kopfschmerzen bis hin zu Haltungsschäden führen. Solche Reflexe entstehen oftmals sogar durch weiße  oder kontrastreiche Kleidung.

Eine der wichtigsten Voraussetzungen für ermüdungsfreies Sehen ist die richtige Entfernung zwischen Auge und Bildschirm. Dabei liegt der individuelle Entfernungsabstand zwischen 50  bis 80 cm. Dieser Entfernungsbereich ist im eigenen Interesse unbedingt  einzuhalten.

Ein guter Kontrast steigert die Sehschärfe. Stellt man jedoch den Bildschirm-Untergrund schwarz ein, dann wirkt er wie eine dunkle Tunneleinfahrt, wodurch die Blendwirkung des hellen Umfeldes sehr unangenehm erhöht wird. Zeichengröße, Farbe sowie die Helligkeit des Untergrundes sind bei modernen Geräten bereits auf optimale Sichtbarkeit  eingerichtet.


Die Anordnung des Bildschirmes ist abhängig von der  Arbeitsaufgabe. Die Bildschirmoberkante sollte nicht über Augenhöhe hinaus  reichen. Eine leichte Blickneigung von etwa 30 Grad wird im allgemeinen als besonders angenehm empfunden - größer jedoch darf der Neigungswinkel nicht sein.

Eine beträchtliche Arbeitserleichterung erreicht man durch einen geeigneten Beleghalter, der möglichst der Größe der  meistverwendeten Vorlagen entsprechen und mit einer matten Oberfläche ausgestattet sein sollte.


Ausgehend von der empfohlenen Tischhöhe von 720 mm, sollte für die Beine ein Mindestspielraum von 650 mm Höhe gewährleistet sein.  Auch bei der Tischoberfläche muß unbedingt darauf geachtet werden, daß  keine Reflexe entstehen können. Als Sitz eignet sich am besten ein höhenverstellbarer Drehstuhl oder Drehsessel. Ein in der Höhe  verstellbarer Arbeitstisch ist zu empfehlen, wenn Blldschlrmarbeitsplätze regelmäßig von verschieden großen Personen besetzt werden.

Ergonomie am Arbeitsplatz

 
Arbeitspausen

Jede konzentrierte Arbeit erfordert Phasen der Entspannung. In wissenschaftlichen Untersuchungen wurde festgestellt, daß der Erholungswert einer Pause  keineswegs mit ihrer Länge steigt.

Im Gegenteil: Mehrere kurze  Pausen sind wirkungsvoller als eine lange. Dabei muß selbstverständlich berücksichtigt werden, daß jede andere Betätigung im normalen  Arbeitsablauf ebenfalls einen Erholungsausgleich schafft. Wer zum Beispiel über den Bildschirm nur für kurze Zeit Daten abruft, die er dann am  Schreibtisch weiterverarbeitet, hat eine seine Augen weniger belastende Aufgabe zu erfüllen als ein Mitarbeiter, der ausschließlich auf den Dialog mit dem Bildschirm angewiesen ist. Dementsprechend müssen sich die  Erholungspausen für die Augen diesen individuellen Anforderungen anpassen.  So gibt es auch keine festgelegten Regeln, sondern nur Empfehlungen für Erholungsphasen, die sich nach der tatsächlichen Dauer der  Bildschirmarbeit richten sollten.

Zum Energieauftanken empfiehlt sich Bewegung in frischer Luft. Wer seinen Arbeitstag am Bildschirm  verbringt, sollte am Abend und am Wochenende „abschalten" und die Freizeit für sportliche Aktivitäten nutzen. Schwimmen zum Beispiel bekommt den vom langen Sitzen beanspruchten Rücken- und Nackenmuskeln besonders gut.

Sehen und Sehhilfen am Bildschirm-Arbeitsplatz

Gesunde Augen und eine gute Sehschärfe sind die wichtigsten Voraussetzungen, um den Anforderungen der  Bildschirmarbeit gewachsen zu sein. Wer am Terminal tätig ist, sollte sich  grundsätzlich vom Fachmann untersuchen lassen. Häufig kann eine exakt  angepaßte Brille oder Kontaktllnsen die Arbeit


Für Betriebe gelten hinsichtlich der Sehschärfe sogar exakt definierte  Vorschriften.
Im Untersuchungsgrundsatz „G 37 -  Bildschirm-Arbeitsplätze" der gewerblichen Berufsgenossenschaften werden folgende Prüfungen des Sehvermögens festgelegt:

   ° Sehschärfe
   ° beidäugiges Sehen
   ° Farbsinn
   ° zentrales Gesichtsfeld

Der Grundsatz „G 37, Bildschirm-Arbeitsplätze" der gewerblichen Berufsgenossenschaften besagt,  daß Mitarbeiter ohne weiteres für diese Aufgabe geeignet sind, die auf beiden Augen 0,8 der normalen Sehschärfe erreichen. (Als normale Sehschärfe bezeichnet man den Wert 1,0 beiderseits.) Häufig liegt die  Sehschärfe noch darüber.

Zeigt sich beim sog. Siebtest, daß die vorgeschriebene Sehschärfe nicht erreicht wird, so ist eine augenärztliche Untersuchung erforderlich. In den meisten Fällen kann die Fehlsichtigkeit  mit einer entsprechenden Brille oder mit Kontaktlinsen korrigiert werden.  Wenn diese Möglichkeit nicht besteht oder keine zufriedenstellenden  Verbesserungen zu erreichen sind, muß der Augenarzt entscheiden, ob dem Betreffenden die Arbeit am Bildschirm möglich ist. Eine vom Augenarzt zu begründende absolute Nichteignung kommt jedoch äußerst selten vor.

Mit zunehmendem Alter nimmt die natürliche Nah-Sehschärfe ab. Das  ist eine ganz normale Entwicklung, hervorgerufen durch die nachlassende Akkommodation, also die Fähigkeit der Augen, sich auf nähere Ziele einzustellen. Dieser Prozeß beginnt etwa mit dem 40. Lebensjahr und  schreitet kontinuierlich fort bis zu einer Sehschärfenminderung von über  50 Prozent.

Die altersbedingte sogenannte Weitsichtigkeit wird als Presbyopie bezeichnet. Wenn keine krankhaften Veränderungen des Auges  hinzukommen, läßt sie sich mit entsprechenden Brillen immer korrigieren.  Da das Auge dazu neigt, mangelnde Sehschärfe durch größere Anstrengung  seines Sehapparates zu kompensieren, wird vielen Menschen gar nicht bewußt, daß ihre Sehfähigkeit nachläßt. Sie leiden dann „nur" unter den  Begleiterscheinungen wie Kopfschmerzen und schnellere Ermüdbarkeit.

Deshalb sind im Grundsatz „G 37, Bildschirm-Arbeitsplätze" für alle Mitarbeiter, die einen Bildschirm benutzen, Nachuntersuchungen im  Abstand von fünf Jahren festgelegt. Mit fortschreitendem Lebensalter  verkürzen sich die Untersuchungs-Intervalle auf drei Jahre.

Auch die Fähigkeit, räumlich zu sehen, spielt an diesem Arbeitsplatz  eine wichtige Rolle. Besteht ein latentes, das heißt ein unterdrücktes und  normalerweise nicht sichtbares Schielen (Heterophorie), können bei  Anstrengung und Ermüdung Doppelbilder auftreten. Im Extremfall sieht man  sogar vorübergehend nur noch mit einem Auge, weil das andere so weit in  eine Schielstellung abweicht, daß im Gehirn das von diesem Auge  aufgenommene Bild unterdrückt wird. Mit einer seit Kindheit bestehenden Schielstellung verbindet sich sehr häufig eine ausgeprägte  Schwachsichtigkeit des schielenden Auges (Amblyopie). Der Betroffene ist funktionell praktisch einäugig. Wenn das andere Auge jedoch über eine gute Sehschärfe verfügt, kann auch dieser Mitarbeiter unter bestimmten Voraussetzungen Arbeiten am Bildschirm ausführen. Dabei muß allerdings  berücksichtigt werden, daß er sehr viel schneller ermüdet als jemand mit  beidseitig intaktem Sehvermögen.

Da die Arbeit am Bildschirm mit  ständigem Blickwechsel zwischen Monitor und schriftlicher Vorlage verbunden ist, kommt der Beweglichkeit der Augen besondere Bedeutung zu, das heißt, es darf keine Störung in der Zusammenarbeit der Augenmuskeln vorliegen. In einem solchen Fall können Doppelbilder  auftreten.

Farbfehlsichtigkeit schließt die Arbeit an den  heute üblichen farbigen Bildschirmen nicht aus. Programme sind auch für  Personen mit Farbsinn-Störungen bedienbar, da Farbe in der Regel nicht  einziges Erkennungsmerkmal ist. Lediglich für Aufgaben, bei denen  Mehrfarbigkeit zur Unterscheidung dient, sollte eine normale Farbtüchtigkeit gegeben sein, da stärkere Störungen in diesem Bereich zur  Farbvertauschung und damit zu möglichen Fehlern führen. Im Gegensatz zu  Brechungsfehlern des Auges lassen sich Farbsinn-Störungen durch Sehhilfen nicht beheben.


Welche Eigenschaften muß eine Brille für die Bildschirmarbeit haben?


Bevor die Akkommodation (natürliche  Naheinstellung) nachläßt, ist die normale Brille auch für die Sehanforderungen am Bildschirm geeignet. Das gleiche gilt für  Kontaktlinsen.

Bei fortgeschrittener Presbyopie (altersbedingter  sogenannter Weitsichtigkeit) kommt man mit einer „Lesebrille" oder mit  Zweistärkengläsern, die im unteren Bereich die zum Lesen erforderliche  Sehschärfe vermitteln, nicht mehr aus, weil die Distanz vom Auge zum  Bildschirm oder zur Textvorlage eine andere als beim Lesen von Schriftstücken ist. Je weniger sich das Auge auf Entfernungsunterschiede einstellen kann, je geringer also die Akkommodationsbreite wird, um so  mehr kommt es darauf an, daß die Korrektionswerte der Gläser exakt auf die  für die Arbeit am Bildschirm erforderlichen Sehdistanzen abgestimmt sind. Verschiedene Hersteller haben sogar besondere  „Bildschirm-Arbeitsplatz-Brillen" entwickelt. Diese Brillen sind speziell  auf die besonderen Entfernungen (Verhältnisse) am BAP abgestimmt und gewährleisten hohe Sehschärfe am Bildschirm, Tastatur und Beleg - und  darüber hinaus auch in die weitere Arbeitsplatzumgebung.

Da sich  die Sehschärfe mit zunehmendem Alter weiter verändert, muß sie regelmäßig vom Augenarzt überprüft und die Brillenkorrektur entsprechend angepaßt werden. Es sind jedoch nicht allein die äußeren durch die Sehaufgabe bestimmten Voraussetzungen zu berücksichtigen, sondern auch die  individuellen Anforderungen des Brillenträgers.

Stärker getönte  Gläser eignen sich für die Arbeit am Bildschirm nicht, da sie die Leuchtdichteverhältnisse ungünstig verändern. Eine Entspiegelung ist  dagegen zu empfehlen, weil sie die möglicherweise auf dem Brillenglas  auftretenden Reflexe herabmindert.


Psychologische Zusammenhänge, die bei der  Arbeit am Bildschirm wirksam werden können

Zu den elementaren Eigenschaften des Menschen gehört, daß er auf Störungen seines Wohlbefindens sehr sensibel reagiert. Dabei wird ihm die Ursache meist gar nicht bewußt. Häufig führt der Mensch sein Unbehagen auf die Arbeit statt auf Störungen aus der Umgebung zurück. Das können Reflexe auf dem  Bildschirm oder Flimmern sein, unscharfe Zeichen oder mangelhafte  Kontraste. Im Unterbewußtsein wird dadurch ein Mechanismus ausgelöst, der sich durch körperliche Beschwerden gegen die Arbeit wehrt: Unterschiedliche Symptome wie Kopfschmerzen, Unwohlsein und  Abgeschlagenheit können auftreten. Werden die Ursachen nicht behoben, kann  mit der Zeit aus der rein psychischen Belastung eine organische Unstimmigkeit entstehen.

Nach dem Charaktertyp des Menschen richten sich seine Reaktionen, die er jedoch nicht ohne weiteres zu beeinflussen vermag, da sie von seinem Unterbewußtsein bestimmt werden.

Sympathikus-Charaktere neigen aufgrund ihrer Veranlagung zu  Aggressionen und sind prädestiniert für Magengeschwüre. Vagusbetonte Menschen hingegen reagieren auf die ihre Arbeitsfreude lähmenden Einflüsse  depressiv. Sie leiden dann immer häufiger unter Kopfschmerzen, die  keineswegs auf Einbildung beruhen und unbedingt ernst zu nehmen  sind.

Bei einem solchen Verlauf spricht man von psychosomatischen  Erkrankungen.

Bei der Gestaltung des Arbeitsplatzes sollten  deshalb die Bedürfnisse des Menschen im Vordergrund stehen. Freude und Erfolg bei der beruflichen Tätigkeit hängen nicht allein von sozialen  Kontakten zu Mitarbeitern und Vorgesetzten ab; vielmehr sind bei der  Gestaltung des Bildschirm-Arbeitsplatzes auch wahrnehmungsphysiologische und psychologische Vorgaben zu berücksichtigen, damit die Arbeit nicht als Belastung, sondern als individuelle Möglichkeit zur Selbstverwirklichung erfahren werden kann.

Probleme am Bildschirm-Arbeitsplatz sind direkt oder indirekt häufig Sehprobleme.
Ihnen bleiben sie erspart, wenn Sie  rechtzeitig und regelmäßig Ihren Augenarzt aufsuchen.


Herausgeber:
Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA), Postfach 11 01 44, 40501 Düsseldorf
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG), Berliner Straße 14, 69120  Heidelberg


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