Die kindgerechte Brille
Ob für Kinder oder Erwachsene - grundsätzlich muß jede Brille exakt zentriert sein. Das bedeutet: Die optischen Mittelpunkte der Gläser stimmen genau überein mit den Durchblickspunkten der Augen. Durch jede Abweichung können schwere Mißempfindungen entstehen bis hin zu Kopfschmerzen, Doppelbildern oder dem Gefühl zu schielen. Darum gelten für die Brillen-Anpassung strenge Zentriervorschriften (RAL-RG 915).
Da Kinder ihre Brille ständig tragen sollen, kommt es ganz besonders auf den bequemen und gleichbleibend korrekten Sitz an. Die Brille darf also auch nicht rutschen, damit die exakte Zentrierurng gewährleistet bleibt. Je stärker ein Brillenglas ist, desto eher kann es beim Blick durch den Brillenrand zu gestörten Bildwahrnehmungen kommen. Die Gläser dürfen also nicht zu groß gewählt werden.
Empfehlungen für die Wahl der Brillenfassung
Natürlich haben Sie den Wunsch, daß Ihr Kind mit seiner Brille hübsch aussieht und daß es sie gern trägt. Auf keinen Fall darf sie das Gesicht Ihres Kindes verfremden. Wenn Sie die folgenden Hinweise beachten, werden Sie eine gute Wahl treffen.
Fassungsmaterialien, die für Kinderbrillen verwendet werden, sind unterschiedliche Metall-Legierungen und Kunststoffe. Grundsätzlich erfüllen beide Materialgruppen die Ansprüche an Funktion und Verträglichkeit. Sollte jedoch eine Allergie auftreten, muß man das Material wechseln.
Die Fassungsgröße richtet sich nach der Größe der Augenhöhle und dem Abstand der Augen voneinander, so daß die Begrenzung nach oben der Unterrand der Augenbraue ist, nach unten die Übergangsfalte zwischen Lid-haut und Wangenhaut und nach außen der Rand der Schläfe. Dadurch bleibt die Augenbraue unverdeckt - sehr wichtig für den mimischen Ausdruck - und die Brille liegt auch nicht auf den Wangen, verursacht somit keine Druckstellen, und außerdem können die Gläser nicht so leicht beschlagen oder verschmutzen.
Je kleiner Sie die Fassung wählen, desto weniger schränkt die Brille die Bewegungsfreiheit ein und desto kleinere und somit leichtere Gläser kann Ihr Augenoptiker dafür verwenden.
Auf dem Rezept finden Sie vielleicht den Hinweis „MA (Mittenabstand) - PD (Pupillardistanz)". Das bedeutet, daß der Mittenabstand der Brillenfassung genau dem Abstand der Augen voneinander entsprechen soll. Diese Richtlinie für die Fassungsgröße gilt während der gesamten Entwicklungszeit, also zumindest bis zur Pubertät.
Brillenbügel, die für Kinder bestens geeignet sind und auch oftmals von Erwachsenen bevorzugt werden, heißen Sport-, Imperial-oder Gespinstbügel. Sie reichen fast bis zum Qhrläppchen, sind weich und geben der Brille einen guten Halt. Ihr elastischer Teil sollte kunststoffüberzogen sein zum Schutz vor Allergien und Druckstellen.
Der Nasensteg (Sattel- oder Seitensteg) muß eine möglichst große Auflagefläche bieten. Zum einen würde die Brille sonst rutschen - vor allem bei kleineren Kindern, die noch keinen ausgeprägten Nasenrücken haben - zum anderen, um das Gewicht der Brille gleichmäßig zu verteilen. Sattel- oder Schlaufenstege aus Kunststoff können diesen Anspruch erfüllen, besonders wenn sie so beschaffen sind, daß der Augenoptiker die Möglichkeit hat, sie bei Bedarf nachzubearbeiten.
Nicht selten aber sind Seitenstege deutlich vorteilhafter, da sie sich leichter der individuellen Nasenform anpassen lassen. Auch hier wirkt sich wieder die richtige Wahl der Fassungs- und damit der Gläsergröße sehr günstig aus, denn dadurch wird die Brille so leicht, daß auch die Auflage der Seitenstege ausreicht, um ihr einen stabilen Sitz zu geben, ohne daß Druckstellen auftreten.
Falls ein Kind bereits im Säuglingsalter eine Brille tragen muß, wird diese häufig in ein Häubchen eingearbeitet, damit das Kind sie nicht abreißen kann.
Die Scharniere sind bei einem Teil der Kinderbrillen-Fassungen mit Kunststoffkappen überdeckt, damit sich das Kind nicht an ihren Kanten verletzen kann. Bis ins Schulalter ist diese Schutzmaßnahme unbedingt ratsam.
Empfehlungen für die Wahl der Brillengläser
Die Gläsergröße wird durch die Größe der Brillenfassung vorgegeben. Gläserdurchmesser um 30 mm genügen bei Kindern. Durch diese kleinen Gläser wird die Brille wesentlich leichter. Bedenken Sie bitte, daß 90% der medizinisch erforderlichen Gläser in der richtigen Größe weniger als 10 g wiegen. Kunststoffgläser sind in diesen Größen nur unwesentlich leichter. Sie haben den Vorteil der größeren Bruchfestigkeit, ihre Oberfläche kann aber schneller verkratzen, wobei es inzwischen sehr leistungsfähige Lackhärtungen gibt.
Getönte Gläser lassen weniger Licht zur Netzhaut durch, daher kann sich die Sehschärfe verschlechtern. Aus diesem Grund sollten Kinder immer ungetönte Gläser bekommen. Ausnahmen bilden seltene Augenkrankheiten und die entsprechende augenärztliche Verordnung von Filtergläsern.
Entspiegelung der Gläser vermindert störende Reflexe und erhöht die Lichtdurchlässigkeit. Das Sehen ist angenehmer - zumindest beim Lesen unter künstlicher Beleuchtung; und weil sich auf der Vorderfläche der Gläser nicht so sehr die Umgebung widerspiegelt, kommen die Augen besser zur Geltung.
Für Kinderbrillen genügt in aller Regel die einfache Entspiegelung, doch werden die Mehrkosten nicht von der Kasse übernommen. Die Differenz, die Sie dann selber zahlen müßten, rechnet Ihr Augenoptiker genau für Sie aus.
Was kostet die Kinderbrille?
Die Leistungen der Krankenkassen für eine Kinderbrille werden durch Gesetze festgelegt, und die können sich gelegentlich ändern.
Entspiegelte Gläser werden nicht bezahlt, Sonnenschutzgläser nur in ganz besonderen, ärztlich begründeten Ausnahmefällen. Ob der Mehrpreis für Kunststoffgläser erstattet wird, richtet sich einmal nach dem Lebensalter, zum anderen nach der Stärke der Gläser.
Reparaturkosten trägt die Krankenkasse.
Ihre positive Einstellung zur Brille - die beste Hilfe für Ihr Kind
Mehr als 30% aller Kinder brauchen eine Brille, und sie haben in der Regel nichts dagegen einzuwenden. Im Gegenteil, viele empfinden ihre Brille als Zeichen des Erwachsenwerdens und als willkommene Möglichkeit, ihre Eltern nachzuahmen, wenn sie auch Brillenträger sind.
Erlauben Sie Ihrem Kind, seine Brille (im Rahmen der Empfehlungen) selber auszusuchen; dadurch fördern Sie seinen Besitzerstolz. Wenn Sie seinen guten Geschmack bewundern und sich über sein hübsches Aussehen freuen, ist Ihr Kind gefeit gegen anfangs mögliche Neckereien seiner Spielkameraden.
Belasten Sie sich und Ihr Kind nicht mit der Sorge vor Verletzungen durch die Brille, denn sie sind äußerst selten. Vielmehr konnten Augenärzte immer wieder feststellen, daß Brillen bei Sport- und Spiel-Unfällen die Augen eher schützen. Auch verträgt eine gute Kinderbrille allerhand. Sollte wirklich mal etwas daran entzweigehen, machen Sie Ihrem Kind bitte keine Vorwürfe, es würde eine Abneigung gegen seine Brille entwickeln. Wenden Sie sich an Ihren Augenoptiker, meist kann er den Schaden schnell beheben. Ebenso hilft er gern, wenn die zunächst perfekt sitzende Brille nach einiger Zeit wieder gerichtet werden muß.
Äußern Sie bitte niemals die Vermutung, Ihr Kind brauche seine Brille vielleicht nur vorübergehend zu tragen. Kinder merken sich so etwas sehr genau. Lediglich bei geringen Übersichtigkeiten kann mit einem späteren Verzicht auf die Brille gerechnet werden. Kurzsichtigkeit nimmt dagegen bis zum Ende der Wachstumsphase meist noch zu, und Stabsichtigkeit verändert sich im Laufe des Lebens nur wenig.
Die weitere Betreuung durch den Augenarzt
Zögern Sie bitte nicht, Ihren Augenarzt um Rat zu fragen, wenn das Brilletragen Ihrem Kind Probleme bereitet. In jedem Fall aber sollten Sie ihn nach etwa 6 bis 8 Wochen mit Ihrem Kind aufsuchen, da er überprüfen muß, ob die Brille alle medizinisch-optischen Erwartungen erfüllen kann und ob sich der Augenbefund schon gebessert hat. Die Sehschärfe übersichtiger Kinder ist bei dieser ersten Kontrolle meist noch unverändert; sie kann sich sogar etwas verschlechtert haben, weil es u.U. eine Weile dauert, bis die neue Brille eine vollständige Entspannung der Akkommodation bewirkt. Erst in den kommenden Wochen und Monaten steigt die Sehschärfe langsam an. Kontroll-Untersuchungen sind weiterhin in regelmäßigen von Ihrem Augenarzt angegebenen Abständen erforderlich.
Die Geschwister eines fehlsichtigen Kindes sollten dann unbedingt ebenfalls mitkommen, denn nicht selten treten bei ihnen gleiche oder ähnliche Augenfehler auf.
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